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Lisas Camino

Eine Woche Deutschland

Hallo zusammen!

Jetzt bin ich schon eine Woche wieder zu Hause. In dieser Woche war ich schon wieder vier Tage weg von zu Hause auf einem Festival, aber jetzt bin ich endlich richtig wieder daheim. 

Es ist langsam auch nicht mehr komisch, hier zu sein. Ein bisschen habe ich das Laufen vermisst und manchmal ist das auch immer noch so, aber jetzt grad bin ich ziemlich erkältet (thanks to the AC...) und hätte keine Lust 20 km zu wandern... 

Was mir aber fehlt, ist diese Positivität auf dem Camino und natürlich die Menschen dort. Auf dem Festival gab es quasi einen Spiegel für die Gesellschaft (außerhalb des Jakobswegs) - obwohl es ja ein spaßiger Anlass war, diese ganzen Konzerte, prügelten sich alle um die besten Plätze, anstatt sich einfach mal zu entspannen und die Musik zu genießen, die wortwörtliche Ellbogengesellschaft... Das gab es auf dem Camino nicht. Da vertrauen die meisten darauf, dass schon alles so kommt wie es soll und GENIESSEN!

Ich hoffe, dass mir diese Fähigkeit noch lange erhalten bleibt, so entspannt zu sein und an das Gute zu glauben.

Es ist nur ein ganz kurzer Blogeintrag, aber ich wollte nur kurz sagen, dass es mir gut geht (bis auf den Schnupfen :D).

Ganz liebe Grüße,

Lisa

 

P.S.: Spanische Temperaturen haben wir ja auch in Deutschland gerade, aber diese Hitze hatte ich gar nicht vermisst eigentlich :D

Last days in Spain

Hola!

Ein (vorerst) letztes Mal schreibe ich aus Spanien.

Ich sitze gerade schon mit Viki aus Kroatien am Flughafen und hab schon eingecheckt. Also alles ganz entspannt! Es hat alles gut geklappt, mit dem Bus zum Flughafen zu fahren und hier mein Gepäck aufzugeben. Heute ist natürlich noch einiges mehr passiert.

Ich würd aber erst gern noch ein bisschen von gestern erzählen, denn da war ich ja in Finisterre. „Am Ende der Welt“ anzukommen, war ziemlich cool und ich hab mich sehr glücklich gefühlt.

An den Felsen, wo es dann wirklich das Ende ist und es zu Fuß nicht mehr weiter geht, habe ich meinen Stock ins Meer geworfen (bzw. es versucht: er ist auf den Klippen gelandet :D) und dieser Abschied war erstaunlich berührend...

Nun, den Tag verbrachte ich weitestgehend mit Marianna (Dänemark). Wir aßen noch einen vegetarischen Burger zusammen in einem sehr netten Restaurant und dann gingen wir an einen kleinen Strand. Dort verabschiedeten wir uns aber, weil Marianna nicht über Nacht in Finisterre blieb wie ich.

Ich ging dann zum großen Strand (Lagosteira). Auf dem Weg kaufte ich mir noch bei Rodrigo und Giovanna ein Eis in der Bubble Waffle.

Das Eis war suuuuper lecker und die beiden waren suuuuuper nett! Ich fragte, ob man am Strand Jakobsmuscheln finden könne und sie erklärten mir, momentan sei nicht die richtige Saison, aber natürlich könnte ich eventuell trotzdem Glück haben. Seine Frau würde später mal schnell aus dem Laden nach Hause laufen, meinte Rodrigo, denn sie hätten ganz viele Jakobsmuscheln im Mai gesammelt und könnten mir eine schenken, wenn ich keine finde. Tolles Angebot!

Ich lief den ganzen Strand entlang, fand tolle Muscheln, aber keine Jakobsmuschel. Nun, dachte ich, dann ist das halt so.

Ich ging auch ins Meer (MIT Untertauchen! Trotz - how can I put it? - Arscheskälte), während eine nette Familie mit süßen kleinen Kindern auf meine Klamotten aufpasste.

Auf meinem Rückweg am Strand entlang (quasi auf den letzten Metern), telefonierte ich mit Mama, als mein Blick zufällig auf eine Muschel fiel. Ihr werdet es nicht glauben, aber: Es war wirklich eine Jakobsmuschel.

Juan, der nette Schmuckverkäufer, bohrte mir ein Loch in die Muschel und machte mir ein Band dadurch. Auch das war eine richtig nette Geste!

Ich schaute bei Rodrigo und Giovanna vorbei, die sich riesig freuten, dass ich eine gefunden hatte, mir aber trotzdem Jakobsmuscheln schenkte, richtig große sogar. Eine davon wollte ich dann in Santiago Marianna schenken, wenn ich sie nochmal sehen sollte.

Abends wollte ich den Sonnenuntergang an einem anderen Strand schauen und fragte einen langhaarigen Typen auf dem Fahrrad nach dem Weg. Der Typ hieß Emmanuel (aus der Schweiz) und wollte auch zum Strand, also folgte ich ihm einfach. Wir kletterten die Felsen hinunter und er meinte, wenn ich wolle, könnte ich gern mit zu seiner Gruppe kommen.

Ich bin SO FROH über dieses Angebot, denn diese Gruppe, die Atmosphäre dort, hat meinen letzten Abend in Spanien echt perfekt gemacht!

Bestimmt 20 Leute leben nämlich dort am Strand - viele „nur“ für ein paar Tage, einige aber auch für Wochen oder sogar Monate! Alles sehr „hippiesk“ (Mama, das soll „Hippie-mäßig“ heißen.)...

Besonders viel unterhielt ich mich mit Jan aus Bonn und Marco aus Graz in Österreich. Alle waren sehr entspannt dort und lebten friedlich miteinander.

(Das hier ist Jan.)

Auch Hunde und die süße Katze Fuchur, die Jan aus Porto gerettet hatte, lebten dort! Auch die waren super friedlich.

 

Eine Weile saß ich noch mit am Lagerfeuer, dann verabschiedete ich mich und ging zur Herberge. „Alles Gute auf all deinen Wegen und komm halt wieder!“, meinte Jan noch.

Was ein Abend, echt...

Heute bin ich dann zurück nach Santiago gefahren und an der Kathedrale hab ich Emma und Kathrine, die beiden Däninnen, wiedergetroffen! Richtig schön!

Ich schaute mich ein bisschen um, weil Marianna meinte, Bri und ihre Mama Jzionna würden auch heute ankommen. Aber ich sagte mir selbst, wenn es sein soll, werd ich die schon treffen! Und wenn nicht - auch gut!

Wen ich aber traf, waren Giselle und Leo und Matze!

Ich ging zur Post, um noch Briefmarken zu kaufen und dann wollten Emma, Kathrine und ich etwas essen. Lass uns noch ein Restaurant weitergehen, schlug ich vor. Warum ich das tat, weiß ich nicht. Die beiden waren einverstanden. Und: Da saßen Marianna, Bri und Jzionna! Ich sagte ja: Der Camino gibt einem immer, was man grad braucht!

Ich freute mich jedenfalls RIESIG!

Ich aß ein letztes Mal Tortilla und Pommes.

Als dann auch noch Rafael zu dem Restaurant kam, flippte ich fast aus. Wie schön! Ich rief ihn und er schmiss sein Gepäck auf den Boden und umarmte mich.

Ich bin wirklich, wirklich glücklich! Nochmal diesen großen Teil meiner Caminofamilie zu sehen, war echt schön!

Nun, jetzt muss ich noch anderthalb Stunden auf den Flieger warten und dann geht‘s auch schon nach Madrid und dann nach Düsseldorf, wo ich dann eeeeendlich Simon und Mama und Papa wiedersehe!

 

Ich schick euch sonnig-spanische Grüße,

Lisa

Camino de SANTIAGO

Hallihallo! 

Es ist spät geworden in Santiago und es war wirklich ein langer Tag. Aber ein schöner. Ein Abschiedstag, aber auch ein Freudentag. Ein Tag mit erstaunlich wenig Wandern, aber dennoch viel Umherlaufen. 

In Santiago heute Früh anzukommen, hat mich verdammt glücklich gemacht. Alle sagten mir auch, ich sähe richtig happy aus. Und oh Mann! Das war und bin ich auch! 

Ich war sogar eine der ersten Pilger*innen, sodass ich einen Teil der Kathedrale anschauen dürfte, der eigentlich momentan wegen der Renovierungen (bis 2021, weil da irgendein besonderes Kirchenjahr ist) geschlossen ist. Den Rest der Kathedrale hab ich mir auch angeschaut - auch wenn vieles mit weißen Tüchern verkleidet war, eben wegen der Renovierungsarbeiten. Ich hab auch die Jakobsfigur umarmt, das macht man ja schließlich so. Es roch nach Geld bei dieser Figur, weil da alles mit so viel Metall geschmückt war. :D

Wisst ihr, mit wem ich die Kathedrale besichtigt habe? Mit Eszter!! Die ist nämlich extra mehr Kilometer am Tag gelaufen als geplant, um zu mir aufzuholen! Ist das nicht toll! Wir haben uns riesig gefreut, uns wiederzusehen! 

Mit Marina war ich heute Morgen frühstücken und mit Federica, Ian, Sofia, Paul und Adrian hab ich zu Abend gegessen. Mit Marianna (aus Dänemark) bin ich heute Morgen angekommen und ich war mit ihr in der Pilgermesse. 

Zu einer anderen Messe wollte ich dann eigentlich heute Abend noch gehen, aber es stellte sich raus, dass diese Messe gar nicht stattfand... Schade, dachte ich mir und wollte schon traurig werden. Dann setzte ich mich aber mit Eszter zu Jacqueline aus Australien und später legten wir uns einfach vor die Kathedrale.

In meinem Reiseführer stand, dass manchmal abends eine Band auf der Plaza spielt - und tatsächlich! Wir konnten uns das Konzert anschauen. Als ich gerade lachend und klatschend da stand, hörte ich plötzlich von links ein fröhliches „LISA!“. Sofia und Luca standen neben mir! Mit denen war ich nur 2-3 Mal in der gleichen Herberge, aber wir hatten uns trotzdem gut verstanden. “It was lovely to meet you.” 

Dann hieß es vorhin leider Abschied nehmen... Besonders bei Eszter fiel mir das schwer... Aber Ungarn ist ja nicht zu weit weg! Und ein bisschen Weinen ist ja auch okay...! Zeigt ja nur, dass der Camino mir gefallen hat.

Morgen Früh geht es dann mit dem Bus nach Finisterre. Bin schon gespannt, wie es da so ist. 

Ganz liebe Grüße,

Lisa

 

P.S.: Mein Hostel, das im Guide als „etwas freakig“ beschrieben wird, ist übrigens voll cool! Draußen im Garten sind z.B. super bequeme Hängematten...!

Walkie Talkie

Ich wollte bis Pedrouzo gehen. Also 20 km und dann morgen nochmal 20. Und hab extra auf Google Maps die Adresse eingegeben. Und dann traf ich Alex aus Kanada und wir unterhielten uns beim Gehen und WIE AUCH IMMER hab ich dann die Herberge verpasst. Als ich das nächste Mal nachschaute, lag sie bereits eine halbe Stunde zurück.

Nun, ich beschloss dann, bis in die Stadt vor Santiago zu laufen. Und ja, das bedeutete insgesamt 34 km heute, aber ja, Alex war dabei und ja, ich habe es geschafft!

Es hat mir sehr geholfen, dass Alex dabei war. Einfach “walking and talking“ mit ihm war gut. So störte es mich nicht so sehr, die vielen extra Kilometer zu laufen.

Wir hatten noch ein Bierchen und Pommes in Monte de Gozo und dann lief er noch bis Santiago. Ich hingegen lernte derweil Christin und Daniel aus München kennen, die in meinem Zimmer sind. Tatsächlich haben wir uns heute schonmal gesehen - nämlich als sie gerade drauf und dran waren, den falschen Weg zu gehen. Ich rief ihnen genau das zu und sie bedankten sich herzlich.

Es ist sehr krass, hier zu sein. Etwa 4,5 km trennen mich jetzt noch von meinem Ziel.

Ich saß gerade auf einem Berg in der Nähe der Herberge (die ist übrigens riesig - so 400 Betten, zum Glück nicht in einem Raum...) und man kann einfach Santiago sehen! Sogar die Kathedrale!

Ich bin sehr stolz und sehr glücklich!

Morgen gibt‘s dann News aus Santiago!

Liebe Grüße,

Lisa

3, 2, 1 - meins!

Heute Morgen bin ich im Dunkeln losgelaufen. Und ich musste durch den Wald... Das war etwas ungewohnt - aber eben auch schön! Die Morgenstunden sind einfach besonders. Der Morgen ist kühl und frisch (und riecht gut) und bringt Energie. Und davon hatte ich heute viel; Energie. Und viel vom Morgen hatte ich auch. Ich hab den Weg heute sehr genossen.

Etwa 5 km vor dem Etappenziel sah ich einen Mann mit dunklen Locken Rosen in seinem Garten gießen und sagte „Hola“ im Vorbeigehen. Er grüßte zurück und fragte, woher ich käme. Über die Antwort freute er sich - Shaun ist zwar Engländer, hat aber jahrelang in Heidelberg gelebt. „Ist dir nichts aufgefallen?“, fragte er. Soweit eigentlich nicht. Er deutete ein paar Meter zurück und da sah ich den OBI-Anhänger :D

Sich mit Shaun zu unterhalten (über seine bücherschreibende Freundin, darüber, dass er in seinem Haus Betten für die Pilger*innen anbietet, die nicht mehr können, über Finisterre...) war sehr schön. Als wir uns verabschiedeten, gab er mir die Hand, schaute mir in die Augen und meinte: “Take care.”

Er hatte eine sehr positive Ausstrahlung, das tat richtig gut!

Nach drei weiteren Kilometern blieb ich stehen, um folgendes Foto zu machen.

In meiner Nähe stand eine andere Pilgerin und fotografierte auch.

Als wir weitergingen, sprach sie mich an. Und es stellte sich raus, dass ich die erste seit Tagen war, mit der Marcia sich unterhielt. Sie sagte mir, ich hätte mir später, ich habe ihr das Camino-Gefühl zurückgegeben. Die Brasilianerin und ich unterhielten uns erst auf Englisch, dann auf Deutsch - sie wohnt nämlich in Basel in der Schweiz.

Marcia wollte noch weiter als ich gehen, aber wir verbrachten noch etwas Zeit zusammen, weil wir eine Aquarius-Limonade (Zitrone, super gut!) trinken gegangen sind, zu der sie mich einlud.

Marcia schien sich ein bisschen verrückt zu machen über Kleinigkeiten und ich hab gerne den Tipp meiner Meditationslehrerin Bettina weiter: Let go!

Nachdem Marcia aufgebrochen war, ging ich kurz in den Supermarkt und dann in die The-Way-Herberge. Dort gab es, mal wieder, noch ein Bett. Die Herberge ist super schön! Sehr modern, alles hell und groß und sauber. Und es gibt W-LAN und eine Steckdose am Bett!

Nach dem Ausruhen wollte ich mich mit Federica, Adrian, Sofia, Ian und Paul treffen. Ich ging los, hörte Musik und dachte „Oh cool, vielleicht sitzen die ja in der Nähe des Straßenmusikers!“. Well, es war kein Straßenmusiker, sondern Paul, der da Gitarre spielte und sang. Es war magisch! Ian ist ebenfalls Berufsmusiker und ich genoss es echt, zuzuhören.

Ich war noch mit Marina, die ich auf dem Weg dahin traf (das erste Mal seit einer ganzen Weile), in die Churreria. Die Churros schmecken hier super! Die Schokosoße könnte man sich tatsächlich aber sparen.

Apropos Essen: Nach den Churros ging es nämlich noch mit Pizza weiter, die ich mir mit Federica teilte.

Jésus (aus Granada) meinte, es fühle sich nach Familie an. Und ja, das stimmt ein bisschen. Camino-Familie eben.

Heute hatte ich zum ersten Mal den Gedanken „Schade, dass es bald vorbei ist.“. Der Gedanke freute mich sehr - denn das heißt ja, dass ich es echt genieße gerade! 3, 2, 1 - meins! Mein Camino! Ich fühl mich eben einfach frei. Und ich hoffe, dieses Gefühl bleibt. Ganz nach dem Spruch an der East Side Gallery in Berlin, den ich im März mit Pasi, Jorden, Marina und Simon entdeckt habe: Du hast gelernt, was Freiheit heißt, und das vergiss nie mehr!

Nun, jetzt liege ich im Bett, denn ich verließ die Gruppe relativ früh, um noch meine Hose zu nähen und mich in Ruhe fertig zu machen. “You have a very good sense of social etiquette”, meinte Ian. Von meinem Timing wolle sie lernen, meinte Sofia. Naja, ich versuch einfach auf mein „Wohlgefühl“ zu hören.

So, jetzt geht‘s in die vorletzte Nacht vor Santiago.

Gute Nacht und liebe Grüße,

Lisa

Gonzar

Beim Laufen heute war ich froh, dass ich Vicky und Allyson aus Puerto Rico direkt ziemlich zu Anfang getroffen habe. Die letzten zwei Tage bin ich nämlich alleine gelaufen. Das war schön, aber es tut eben dann auch gut, wieder „unter Leuten“ zu sein.

Als wir in einem Café stoppten, traf ich Federica, die ich vor einigen Tagen in Villafranca del Bierzo kennen gelernt hatte. (Seitdem haben wir uns ein paar Mal gesehen und uns gegenseitig immer mal gefragt, ob wir in die und die Stadt gehen oder da und da essen wollen.)

Mit Federica ging ich auch den restlichen Weg. (Sie blieb allerdings nicht in „meinem“ Dorf, sondern ging noch eins weiter.)

Der Weg heute war lang (30 km, die letzte 30-km-Etappe!!!) und zum Teil echt sonnig-warm... Gegen Ende sank meine Motivation und ich wollte das Handy rausholen, um Google Maps zu checken - da rief meine liebe Freundin Pasi an! Kam ja wie gerufen! Oder ANgerufen, ha... So schaffte ich dann die letzten Kilometer auch noch!

Hier Gonzar gibt es ungefähr 3 Häuser... Ich musste meine Wäsche sogar hinter der Kirche aufhängen :D

Die Hospitalera hier war mal wieder echt nett - sie sprach auch ein bisschen Englisch...!

Ich ruhte mich aus und dann saß ich draußen mit Wärmflasche (für die Hüfte in dem Fall) und Cola (und Nüsschen!) und da tauchten Adrian, Sofia und Ian auf und gesellten sich zu mir.

Wir aßen dann auch zusammen und endlich war es mal wieder gutes Essen! (Ich freu mich trotzdem schon superdoll auf Papas Kochkünste.)

Es war eine sehr lustige Runde mit den dreien - wir sprachen darüber, dass ich gar keine richtige Deutsche sei, da ich kein Bier mag und nicht böse klinge, wenn ich deutsch spreche, dass Adrian beim Militär immer so getan hat, als würde er den Boden wischen, um sich vor Aufgaben zu drücken, dass Sofia und Serena vermutlich eine Katze getötet haben (Sie haben ihr Fisch gegeben und eine Gräte schien in ihrem Hals festzustecken.), ...

Jetzt lieg ich im Bettchen, das, wie die letzten Tage, mit Stoffbezügen bezogen ist - richtig schön! Nicht diese ollen Papier/Plastik-Dinger! Ach ja, mein Bett zu Hause...

Ihr merkt: Die Vorfreude ist groß! Aber ich denke, ich werd den Camino trotzdem vermissen - zum Beispiel eben wegen solcher Leute wie Federica, mit denen ich gar nicht viel reden muss, um mich gut zu verstehen oder sie zu verstehen oder wegen solcher Abende wie heute.

Noch 6 Mal schlafen, dann flieg ich heim!

Liebe Grüße,

Lisa

Noch 5...

Wow... Schon wieder ist so viel Zeit vergangen und ich hab nichts gepostet! Tut mir echt leid!

Jetzt grad frühstücke ich in der Klosterherberge in...

(Sarria)

und dann geht’s gleich los. So langsam wird es voller auf dem Camino - heute brechen die letzten 100 km an (und die muss man gelaufen sein, um eine Compostela zu bekommen).

Gestern hat mir die Landschaft richtig gut gefallen! Von Triacastela aus bin ich durch den Wald an einem Fluss entlang (der heißt auch Sarria) nach Samos (so heißt in Wuppertal witzigerweise ein Restaurant, wo wir manchmal essen). Da hab ich einen Tee getrunken und die nette Bedienung hat mir dazu ein Stück Kuchen geschenkt!

Es ging dann noch weiter nach Sarria - 8 km auf der Landstraße entlang, das war zwischendurch schon etwas wild, wenn da so die Autos an einem vorbeibrettern...

Auf den letzten ein, zwei Kilometern fing leider mein linkes Schienbein mächtig an, wehzutun. Also humpelte ich durch die Stadt (natürlich müsste man zur Herberge einen supersteilen Berg rauf...) - von der schmerzenden rechten Ferse zum schmerzenden linken Schienbein...

Aber: Ich bin ja angekommen! Und ich hatte richtig Glück: Mila, die Hospitalera, sagte mir, sie habe noch genau ein Hochbett frei. Na, das war dann wohl meins...! Mila war generell sehr nett und sie sprach deutsch, weil sie mal in der Schweiz gelebt hat.

Ich ging noch in den Supermarkt und in die Apotheke, wo mir beide Male - und auf dem Weg dorthin - auffiel, wie leicht es mir mittlerweile fällt a) Leute anzusprechen und nach dem Weg zu fragen und b) so zu tun, als verstünde ich Spanisch. Richtig cool!

Zum Abendbrot gab es Kartoffeln, Brot und Brokkoli - denn ich hatte vorgestern Abend/Nacht und im Laufe des Tages leider Bauchschmerzen. Aber die sind heute nicht mehr da, wie es aussieht.

Ich sitz jetzt grad auf so einem Massagesitz, also nur für die Füße, den ich gestern Abend schon zwei Mal benutzt habe - SO angenehm!!!

Nun, die beiden Pilger*innen, die heute hier starten (wie eine ganze Schulklasse auch, die gestern um elf meinte, Randale machen zu müssen), laufen jetzt schon los - ich beeil mich mal, mich auch fertig zu machen.

Es sind noch fünf Lauftage bis Santiago - huiuiui!

Liebe Grüße,

Lisa

Viva la motivation

 Hola hola! 

Heute war dann wieder der erste Tag des Alleinelaufens und ich gestehe: Ich war sehr nervös. Nicht nur deswegen, sondern auch, weil heute wieder Steigung dazukommen sollte - das war ja in der Meseta nicht der Fall...

Aber: „Überraschung“! Ich habe es geschafft! 

Besonders stolz bin ich auf die letzten 5,8 km. Denn eigentlich wollte ich in Rabanal del Camino bleiben... Ich beschloss dann doch, noch nach Foncebadón weiterzulaufen; fast 6 km bergauf. Ich hatte aber Motivation. Wenn ich es in unter zwei Stunden schaffte, anzukommen, könnte ich noch mit Simon telefonieren. Mag wie ein lächerlicher Grund klingen, aber ist es gar nicht! Und es hat gewirkt! Die schöne Heide konnte ich auch schneller laufend genießen und innerhalb von EINER(!!) Stunde war ich da! Das ist schon für eine flache Strecke eine echt gute Leistung... Man kann sich vorstellen, wie stolz ich war und bin. Ich bin wirklich beeindruckt, was Motivation ausrichtet. Also Gedanken und Ziele und Träume und all der Kram.

Nach dem Telefonieren dann habe ich Julio kennen gelernt. Julio steht mit seiner Freundin auf einer Wiese hinter der Herberge. Und ja, Julio ist ein Pferd. :D Er gehört Leo, dem ich sagte, sein Hund sei süß, woraufhin er fragte, ob ich Pferde möge, und ist sogar schon mit seinem Besitzer den Camino gelaufen! Wir haben Julio mit Brot gefüttert, auf der Wiese sitzend, das war sehr schön. 

Nach dem Ausruhen war ich mit Marina (aus Hessen, was sehr witzig ist, weil „meine“ Marina ja auch aus Hessen kommt) und Serena (Italienerin aus Österreich :D) im kleinen Supermarkt. Die Verkäuferin dort war sehr nett - sie überließ mir ein paar Cent, weil ich kein passendes Kleingeld hatte. 

Ich schrieb noch Tagebuch und machte ein paar Dehnübungen hier im Yogaraum und dann klingelte auch schon das Glöckchen: Dinner time! Es war echt lecker! Es gab Salat (mit Rosinen, das war komisch) und vegetarische Paella mit z.B. Brokkoli und Zucchini und Brot und Käse und Wurst und Rotwein. Ich hab gemeinsam mit Margo, Camille, Maya und Anna-Lisa (alle aus den USA und alle irgendwie miteinander verwandt) und Marina gegessen. Wir sechs wollen morgen auch zusammen los und am Cruz de Ferro den Sonnenaufgang schauen.

Hoffentlich ist es morgen nicht so rutschig... Gerade hat es nämlich doll geregnet (ich hatte die Wäsche schon drinnen, yessss) und wir haben einen 1000-Höhenmeter-Abstieg vor uns... Aber: Das wird schon!

Ab morgen kann ich die Tage bis Santiago an zwei Häbden abzählen! Yippie!

Ganz liebe Grüße aus dem recht warmen Dachgeschosszimmer am Monte Igaro!

Lisa

P.S.: Ich wollte noch ein, zwei Fotos aus Astorga gestern posten.

Und das hier war noch in León:

Neues vom Camino

Jetzt sind es noch zwei Wochen bis zu Hause. Ist das zu fassen? Momentan fühle ich mich richtig wohl auf dem Camino!

Man erlebt so unfassbar viel. Heute war Eszters und mein letzter gemeinsamer Tag und es war toll!

Wir unterhielten uns in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und einem kleinen Bisschen Ungarisch. Wir haben heute das Café „Viel Glück“ gesehen, das war ein schöner Zufall! Noch weitere schöne Zufälle heute waren, dass ich Rafael aus Brasilien und Leo aus Nürnberg wiedergetroffen habe, die eigentlich 1-2 Tage hinter mir/uns waren. Da hab ich mich richtig gefreut! Rafael schickte mir vorhin eine Whatsappnachricht: “I feel blessed, because you were in my Camino.”

Und wie “blessed” ich mich momentan fühle! Ehrlich! Vor ein paar Tagen habe ich mit Bri zusammen zu Abend gegessen. Wisst ihr noch? Bri ist die aus Kalifornien, die mit ihrer Mama den Camino geht. Sie ist eine unglaublich bewundernswerte Frau. Beautiful inside and out. Und sie hat mich am Tag nach unserem gemeinsamen Dinner nochmal angesprochen, dass es ja sooo schön gewesen sei, mit mir zu sprechen. Wenn sie mal nach Deutschland kommt, meldet sie sich bei mir. Ihre beste Freundin hat nämlich mal in Wuppertal gewohnt, vielleicht kommt sie also wirklich mal in meine Gegend...!

Bryony hat mir übrigens letzte Woche geschrieben und gefragt, wie es mir geht, ob ich wirklich bis Santiago gehe etc. Und Anna auch! “Hey love”, schrieb die.

Also: Alle sind super supportive! Super supportive waren gestern auch Robert (Australien), Clemens (Niederlande), Brian (USA), Bart (Polen), Simone (Italien) und Eszter: Wir waren am Fluss in Mansillas de las Mulas und da gab es ein Seil, an dem man sich ins Wasser schwingen konnte. Ihr kennt mich; ich bin eigentlich ein Schisser. Aber ich hab mich dann doch getraut! Alle haben zusammen auf Deutsch von Drei runtergezählt, das war soooo lieb! Ich war und bin verdammt stolz! Ich kann jetzt sogar auf Ungarisch sagen „Ich bin kein Angsthase.“ (Ich weiß aber nicht, wie man das schreibt und Eszter schläft schon.)

Es ist so viel passiert die letzten Tage, ich kann gar nicht alles aufschreiben...

„Negatives“: Heute wurde ich ziemlich heftig von einem freundlich scheinenden Pferd gebissen, das tat sehr weh. Und ich hab eine vermeintliche Camino-Sünde begangen: Ich bin aus der Messe gegangen. Es hatte nämlich angefangen, zu regnen und meine (endlich in der Waschmaschine gewaschene) Wäsche hing draußen... Die Hospitaleras waren aber so lieb und hatten die Wäsche schon abgenommen.

Was gibt‘s noch zu erwähnen? Ich hab einen Mann aus Mönchengladbach getroffen, Olli, und wir haben Rudi (60) aus Belgien mit seiner Stute Kira (9 :D) kennen gelernt. Richtig cool, dass die zusammen den Camino gehen! Was die für ein Vertrauen haben muss...!

So, ich bin recht müde, muss jetzt echt mal schlafen. Aber morgen kann ich länger schlafen, weil ich morgen den Bus nehmen werde. Ich möchte nämlich am 13. in Santiago ankommen (um am 14. noch nach Finisterre ans Ende der Welt zu fahren) und muss deshalb einen Tag überspringen.

Ich freu mich immer über Nachrichten von euch!

Liebe Grüße,

Lisa

 

P.S.: Die Kathedrale hier in León ist KRASS.

Jo wir schaffen das

Ihr seid alle schon ganz neugierig, hab ich gehört...! Wie schön!

Heute habe ich auch endlich mal wieder Lust, was zu erzählen. Der Camino ist ja mein ganz persönlicher Weg, deshalb teile ich eben nicht immer alles.

Auf die letzten Tage mag ich gar nicht groß eingehen - ich war meist sehr motiviert, hatte etwas Fersenschmerzen und meine Dankbarkeit war groß. Dankbar einfach für all das hier. Für die Natur, für meinen Körper, der das alles mitmacht, für die Leute, die ich treffe oder die ich generell in meinem Leben habe. Einfach alles ein Grund, dankbar zu sein.

Heute Morgen war ich dann allerdings traurig: Unsere Gruppe trennte sich. Brian hat Fußschmerzen und außerdem fliegt er am Sonntag nach Hause und deshalb sind Eszter und ich alleine von Carrión de los Condes aus los (Nach dem Frühstück, das Brian immer sehr wichtig war. Generell war er ein richtiger Caminopapa für uns - er sorgte sogar immer dafür, dass wir uns gesund ernährten!) Es war alles noch dunkel und wir machten uns auf die 18 km lange „Horrorstrecke“ der Meseta. Tatsächlich war die aber gar nicht so Horror wie befürchtet. Natürlich ist es zwischendurch schwierig, wenn sich die Landschaft nicht verändert, aber wortwörtlich Schritt für Schritt geht es ja trotzdem weiter. Ich weiß nicht, ob ich das schonmal gesagt hab, aber jeder Tag riecht hier anders: Heute roch es nach den süßen Weizenfeldern und nach Ginster. (Der Sonnenaufgang ist übrigens auch immer einzigartig.)

Ich hab heute Uwe wiedergetroffen! Er saß neben Theresa (aus den USA, ich weiß nicht, ob ich sie schonmal erwähnt hatte) und beide winkten fröhlich vom Wegesrand aus. „Schön, dich lachen zu sehen!“, rief Uwe. Ja, auch schön, zu lachen.

Das französische Pärchen, wovon der Mann mir zu einem zweiten Stock geraten hatte, trafen wir auch und ich sagte ihm, dass es so wirklich „mieux“ sei.

Nach dreieinhalb Stunden hatten wir diese härteste Etappe dann geschafft. Was wir für einen Turbogang eingelegt hatten, weiß ich auch nicht (normalerweise geht man so 4 km pro Stunde)... Naja, dann haben wir dort auf zwei Steinbänken ein bisschen ausgeruht und Dinokekse gegessen, nachdem wir in einer Herberge auf die Toilette gelassen wurden, nachdem der Herbergsvater uns erst einen Schlafplätze, dann einen Stempel andrehen wollte, weil er kein Englisch sprach.

Meiner Ferse geht es heute vergleichsweise sehr gut. Dafür fängt meine Hüfte wieder an, echt klasse...

Aber: Die Hälfte ist geschafft! Gestern hatte ich „Bergfest“! Und morgen in zwei Wochen bin ich schon in Santiago! Ist das nicht krass?

Die letzten neun Kilometer bis nach Terradillos de los Templarios waren sehr sonnig. Aber ich mochte die Strecke dennoch. Eszter und ich reden nie viel, aber zwischendurch fällt dann doch ein „Können wir das schaffen?“ „Jo, wir schaffen das!“ oder wir quatschen über den gut duftenden Ginster am Wegesrand, den tiefliegenden Storch, den wir gesehen hatten, die vielen Feldmäuse, die über den Weg huschen oder das Froschgequake.

Als ich gerade ein Steinherz legte, lernten wir Rick kennen. Der ist mit einer Gruppe auf dem Fahrrad unterwegs. Wir bewahrten ihn dann tatsächlich noch davor, in einen Abgrund zu fahren (den konnte man von seiner Seite aus nicht sehen) und er war dafür sehr dankbar. Rick kommt aus Atlanta. Und bei Atlanta dachte ich natürlich sofort an eins: Mama! Beziehungsweise die Drachenboot-WM letztes Jahr. Davon erzählte ich Rick.

“Your mum does it? Wow! That is hard! You‘ve got a strong mum“, sagte Rick. “I know”, sagte ich.

Vor den letzten drei Kilometern machten wir doch noch unsere Halstücher als Kühlung nass und ich auch meine Kappe. Es ist echt heiß.

Nun, jetzt sind wir in der Herberge und entspannen. Das haben wir uns aber auch echt verdient! Die „Stadt“ hier ist echt nicht groß, es gibt nichtmal einen Supermarkt...

Ich werde mich gleich direkt mal wieder ins Bett legen. Gerade sitze ich noch bei Dalia und Sophia aus Mexiko, aber ich muss ja morgen wieder früh raus.

Liebe Grüße,

Lisa