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“It‘s going doooown, dooown, doooown...“

Heute ging es genau das: runter. Der Schmerz in meiner rechten Hüfte ist unbeschreiblich. Es lag so viel Geröll auf den Abhängen, das war echt krass...

But again from the beginning:

Nach dem Frühstück, hörte ich zufällig eine Unterhaltung über die Übersetzung vom deutschen Wort „Kniekehle“ ins Englische (“hollow of the knee“ by the way). Ich wusste also: Da sind Deutsche. Eine junge Frau sah sehr sympathisch aus, also sprach ich sie an und fragte, ob sie mit mir gemeinsam starten wolle. Und so zogen Caro (aus Köln) und ich gemeinsam los. Sie hatte ein ganz schönes Tempo drauf, aber das war angenehm. (Wir sind innerhalb von 2 Stunden 11 km weit gekommen.) Wir haben ganz viele Tiere gesehen - besonders die Pferde haben mir gefallen (ich hab sogar eins gestreichelt). Ich vermisse meine Minnie Mouse dadurch aber ein bisschen...

Nach einer Pause - in der wir Lindsey und Jil wiedergetroffen haben - ist Caro mit Raphael aus Brasilien weitergegangen und ich war erstmal allein. Das war aber auch sehr schön, weil ich die Ruhe genießen konnte.

Beim Abstieg - da wo meine Hüfte dann den Geist aufgeben wollte - lernte ich Valentine aus Kolumbien kennen. Wir verstanden uns blendend und gingen bis Zubiri gemeinsam.

In Zubiri wollte ich eigentlich nur eine Pause machen und dann bis Larrasoaña weiterlaufen. Die Pause hab ich auch gemacht, aber nachdem ich etwa 15 Minuten lang Richtung Larrasoaña gelaufen bin, fiel mir ein, dass Caro noch Fotos von mir gemacht hatte. Und - ihr kennt mich - die waren mir irgendwie sehr wichtig. Ich vertraue dem Camino noch nicht genug, um mich darauf zu verlassen, Caro zufällig wieder zu treffen. Also kehrte ich um.

Und wie es der Zufall wollte, stand, als Caro mir die Bilder grad schickte, jemand neben mir: Charles! 

Ich beschloss also, doch hier zu bleiben über Nacht, aber morgen trotzdem bis Pamplona zu laufen. Dieser Beschluss kam aber nicht „einfach so“... Ich will hier nichts schön reden, also sag ich hier auch wie es war: Es gab Tränen. Aus unerfindlichen Gründen. Irgendwie wollte ich bei meinem Vorhaben bleiben, nach Larrasoaña zu laufen, aber Zubiri fand ich auch so schön und meine „Camino-Familie“ war da... Ich weiß nicht, wieso mir das so schwer fiel, zu entscheiden. Aber jetzt bin ich froh, dass die Entscheidung so ausgefallen ist. Ich bin im Schlafsaal im Bett über Valentine, neben Lindsey, vor Jil. Das ist ziemlich cool.

Ich habe heute noch andere coole Leute kennen gelernt, aber ich bin zu müde, um alles haarklein zu beschreiben. Ganz besonders erwähnenswert sind lediglich Tobias aus Schweden, der in Turnschuhen heute von Orisson bis Zubiri gelaufen ist (I mean WHAAAT), Jerry aus Dublin, der völlig schockiert war, dass ich 19 bin (“My youngest kid is older than you!“), Kirán, auch aus Irland, den man einfach ständig trifft und der für den Camino seinen Job gekündigt hat (letzten Mittwoch und dann hat er den Flug gebucht) und Gil (das wird „Che“ ausgesprochen) aus Korea, der mir eine Krabbe zeigte und koreanische Worte beibrachte.

Dieser Tag war emotional eine Achterbahn. Jetzt grad fühl ich mich aber toll. Wirklich. Richtig leicht. Meine Schultern schmerzen, meine Beine auch und meine Füße genauso. Aber ich bin happy. 

Ich muss jetzt aber wirklich mal schlafen, also gute Nacht! 

Liebe Grüße,

Lisa